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Wohnprojekte mit Tieren

kurz & knapp:
Wohnkonzepte mit hoher Lebensqualität für pflegebedürftige Menschen, die in ihrem Leben stets den Umgang mit Tieren gepflegt haben; Haustiere oder auch Nutztiere; Modell für ländlichen Raum; neues Geschäftsmodell für einst landwirtschaftlich betriebene Anwesen.


Was ist das?

Wohnprojekte mit Tieren sind gezielte Initiativen, um Menschen durch den Kontakt mit Tieren eine besondere Lebensqualität zu ermöglichen, oder schlicht pragmatische Lösungsansätze, damit man sich bei einem Umzug nicht vom vierbeinigen Lebensbegleiter trennen muss.

Worum geht es?

Mensch und Tier – oft eine lebenslange Liebe und Partnerschaft. Bei der Suche nach einer neuen Wohnung kann das sehr schnell zum Problem werden – so auch bei Umzügen aufgrund einer Pflegebedürftigkeit. In Wohnungen mit mehreren Parteien ist das Mitbringen von Tieren oft unerwünscht. Daher gibt es unter besonderen Tierliebhabern kreative Köpfe, die für ihr Anliegen individuelle Lösungen suchen – in Wohnprojekten explizit mit Tieren.

Des Weiteren wird regelmäßig gepflegten Beziehungen zu Tieren ein hohes Maß an Lebensqualität zugesprochen, weshalb aus gesundheitsfördernder Sicht dem Kontakt zu Tieren ein besonderer Stellenwert eingeräumt wird.

Unter älteren Personen finden sich zudem häufig Menschen, die einen Großteil ihres Lebens auf einem Hof, in einem landwirtschaftlichen Betrieb, verbracht haben. Tiere gehören somit zur Identität, zur unmittelbaren Lebensqualität dieser Menschen. Ein erzwungener Umzug in ein Pflegeheim stellt somit einen gravierenden Einschnitt in ihrer Wohnbiografie dar.

Aus all diesen unterschiedlichen Motiven entstehen individuelle Wohnprojekte mit verschiedenen Schwerpunkten: vom ehemaligen Bauernhof, der seniorengerecht umgebaut wird und sogar eine aktivierende Mitarbeit in der Versorgung der Tiere auf dem Hof vorsieht – bis zur simplen Anschaffung von Hunden oder Katzen als Alltagsbegleiter in Heimen.

Vorteile

  • Attraktives Modell für den ländlichen Raum
  • Hohe Lebensqualität für hilfebedürftige Menschen, die in ihrem Leben stets den Umgang mit Tieren gepflegt haben
  • Aktivierende Betreuungsmodelle
  • Positive Effekte auf die psychische Verfassung

Realität / Probleme:

Hofstrukturen findet man v. a. in Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen. Hier verfügt man bereits über einen Erfahrungsschatz durch kreative Projektansätze alternativer Wohn- und Lebensformen der letzten 30 Jahre. In der Seniorenarbeit ist dieser Ansatz noch relativ neu. Nach und nach wird die Pflege und Betreuung von älteren Menschen nun auch als interessanter und relevanter Arbeitsbereich erkannt.

Aktuelle Entwicklungen

Derzeit erfährt die Idee wieder einen deutlichen Aufschwung, was die Entwicklungen der vergangenen 2 Jahre im Bereich der Sozialen Landwirtschaft bestätigen. Davon zeugt der neu erarbeitete Leitfaden der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (Forum Diversifizierung). Gut 20 Seiten widmen sich ausschließlich möglichen Wohn- und Pflegemodellen für ältere Menschen auf landwirtschaftlichen Höfen. Mit dem Leitfaden wird interessierten Landwirtschaftsbetrieben und Sozialunternehmen ein roter Faden an die Hand gegeben, wie ein solches Vorhaben erfolgreich umgesetzt werden kann.

Eine 2015 eigens gegründete Arbeitsgruppe „Soziale Landwirtschaft“ verdeutlicht die Aktualität der Thematik und den Willen, entsprechende Konzepte weiter auszuarbeiten und in der Praxis voranzutreiben. Im April 2018 hat sich zudem der Verein „Soziale Landwirtschaft Bayern e.V.“ gegründet.
Aus Sicht zukünftiger Bewohnerinnen und Bewohner werden damit neue Alternativen zum Seniorenheim geschaffen, aus Perspektive sozialer Pflegedienste ein neues Arbeitsmodell und -umfeld entwickelt und für landwirtschaftliche Betriebe weitere Einkommensquellen erschlossen.

Weitere Informationen unter:

> Leitfaden: Soziale Landwirtschaft – Leitfaden für landwirtschaftliche Betriebe (LfL-Information, pdf)
> Studie (2014): „Soziale Landwirtschaft in Bayern – praxisorientierte Bestandsaufnahme“ (Zusammenfassung, pdf)
> Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten: Soziale Landwirtschaft in Bayern
> Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Forum Diversifizierung: Arbeitsgruppe Soziale Landwirtschaft
> Deutsche Arbeitsgemeinschaft Soziale Landwirtschaft: Netzwerke in Bayern

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